Entstehung und Niedergang (Hallers Erbe)
Den Ausdruck “L’academie sans fauteuils et sans palmes” – heute eine Metapher für diesen berühmten, kleinen Flecken bei Bex – verwendete Jean-Balthasar Schnetzler (1823–1896) in seiner Begrüssungsrede anlässlich der 60. Jahresversammlung (1877) der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft in Bex VD. An dieser Tagung wurde das Andenken an jene historischen Persönlichkeiten gefeiert, welche diesen Ort geprägt hatten und deren wissenschaftliche Erkenntnisse von hier aus nachhaltig in die ganze Welt ausstrahlten. Eine 'Nacherzählung' dieses Anlasses fand kürzlich in diesem Hotel statt.
Den Grundstein zur Akademie setzte der Universalgelehrte Albrecht von Haller (1708–1777), der in der Waadt von 1758 bis 1764 als Direktor der Salinen amtete und die lokalen Förster für die regionale Flora zu begeistern wusste: Der Holzbedarf in den Salzbergwerken (Befeuerung der Sudpfannen, Solekanäle, Abstützungen) hatte zu einem Kahlschlag geführt. Haller liess deshalb die Waldbestände kartieren und verknüpfte diese Arbeit mit seinem eigenen Interesse an der Alpenflora, indem er die Förster im Sammeln (und Erkennen) von Pflanzen ausbildete. Dies geschah nicht uneigennützig. Hallers Ziel war die Herausgabe der ersten Schweizer Flora (1769).
Als äusserst gelehrig und talentiert erwiesen sich Pierre Thomas (1708-1781) und sein Sohn Abraham Thomas (1740-1824). Sie wohnten damals in Les Plans de Frénières und sind in einem späteren Begleitband von Haller namentlich aufgeführt.
So charakterisiert im Jahre 1871 der berühmte Literaturprofessor und Naturkenner Eugène Rambert (1830–1886) das Phänomen der Ausstrahlung dieses kleinen Orts wie folgt:
“In der Zeit von Haller wie auch in jener von Charpentier (1786-1855) bestand die Eigenartigkeit dieses kleinen wissenschaftlichen Zentrums in der Begegnung der angesehenen Wissenschaft – überzeugt von sich selbst, mit ihren Grundlagen und Methoden – mit einer arglosen Wissenschaft getrieben von glühender Neugier und scharfsinniger Beobachtungsgabe, Talente, die eine unerklärliche und einzigartige Verbundenheit mit der Natur voraussetzen.” [Übersetzung twb]
Einen klaren Überblick über die Familie THOMAS gibt der unten eingefügte HLS-Artikel von Jean-Louis Moret.
Die THOMAS
"Waadtländer Familie, die 1458 das Bürgerrecht von Bex erlangte. Die Thomas machten sich ab dem 18. Jh. einen Namen als Förster, Botaniker und Pflanzenhändler, zuerst in Fenalet, dann in Les Dévens (beide Gemeinde Bex)
Pierre (1708-81), Förster der Salinen von Bex, arbeitete mit Albrecht von Haller zusammen, als dieser Direktor der Salinen wurde.
Abraham (1740-1824), Sohn des Pierre, sammelte ab 1764 für Haller Pflanzen in den Waadtländer und Walliser Alpen sowie in Norditalien und in der Ostschweiz. Er baute einen Handel mit Samen sowie frischen und getrockneten Pflanzen auf, die er in der freien Natur sammelte oder in seinen Gärten in Les Dévens, Les Posses und Le Fratchi anbaute.
Sein Sohn Emmanuel (1788-1859), der ebenfalls mehrere Sammelreisen unternahm, führte den Handel weiter und baute ihn aus. Er veröffentlichte vier Kataloge über Schweizer Pflanzen und zwei Ergänzungsbände. Grundlage seiner zwei Kataloge über sardinische Pflanzen waren die Muster, die ihm sein Bruder Pierre-Philippe-Louis (1782-1831), Arzt in Cagliari, regelmässig aus Sardinien schickte.
Der Handel wurde von Jean-Louis (1824-86) übernommen, dann von seinen Nachkommen weitergeführt und 1900 eingestellt.
Die T. belieferten die bedeutendsten wissenschaftl. Sammlungen Europas mit Pflanzen. Abraham und Emmanuel pflegten die Zusammenarbeit mit Jean de Charpentier, Direktor der Salinen von Bex, Laurent Joseph Murith, Autor eines Walliser Pflanzenführers, und Jean Gaudin, denen sie Informationen und Muster lieferten.
1891 wurde in Pont de Nant oberhalb von Les Plans-sur-Bex zu Ehren der T. der Alpengarten Thomasia angelegt. Er untersteht den Museen und botan. Gärten des Kt. Waadt."
LES MAISONS
(Grundlage für diesen Abschnitt ist die aufschlussreiche Publikation von Paul Bissegger)
Um näher bei der Klientele zu sein, verlässt Abraham Fenalet und zieht nach Les Devens um, einen Weiler von Bex.
La Maison Rouge
Obschon eine steinerne Skulptur des Wappens der Familie Thomas, datiert 1826, den Eingang ziert, ist dieses Gebäude zweifelsohne ein Vierteljahrhundert älter, wurde es doch von Abraham Thomas kurz nach 1800 erbaut und diente Jean de Charpentier zu Beginn seiner Karriere als äusserst unbequeme und enge («excessivement incommode et resserré»; Bissegger 1993) Unterkunft. In seinem Reisebericht Le Tour du lac de Genève, pp 125-126, schreibt der Genfer Philanthrop (Jean) George Mallet (1787- 1865) im Jahre 1824 über diesen Weiler:
"„ (...); dans ce groupe est une maison dont le premier étage est habité par M.r Charpentier, inspecteur des mines, géologue distingué, le plain-pied par Mr. Thomas naturaliste, qui forme des collections de plantes, de coquilles et de minéraux dont il fait des ventes et des envois. Tout, autour de cette demeure indique qu’on y cultive les sciences naturelles ; un petit jardin contient non-seulement les fleurs des Alpes, mais encore des végétaux exotiques ; des blocs de granit soutiennent un rucher ; dans la maison on voit des collections de différens genres, quelques livres. Mr. Thomas était absent lorsque nous entrâmes chez lui, il faisait dans les montagnes une de ces grandes courses qui remplissent pour lui la belle saison, et dont il revient avec d’abondantes récoltes".
Das Gebäude, aus Backsteinen gemauert, sieht ein wenig wie ein Chalet aus mit einem Stockwerk über dem Erdgeschoss und einem Satteldach mit geringer Neigung, ursprünglich mit Schiefer bedeckt.
La Maison Grise
Im Jahre 1825 erbaute Emmanuel Thomas dieses Haus, das später von seinem Sohn Jean-Louis mit Familie bewohnt werden wird. Charpentier zeichnete den Plan und zu zweit waren sie die Architekten. Thomas kannte die Quellen für das Baumaterial wie Holz, Ziegel etc., und unter seiner direkten Aufsicht erstellten die Arbeiter ein grosszügiges Wohnhaus, in welchem auch genügend Raum für Kollektionen und Geschäft zur Verfügung stand (Lebert)
Die Académie und ihre Besucher
Wir müssen zwei Epochen der Académie unterscheiden, nämlich (a) jene vor Charpentier und (b) jene in der Zeit Charpentiers.
(a) Die Académie vor Charpentier
Bevor Charpentier seine Stelle als Salinendirektor bekleidete, waren es vor allem an der Botanik und Mineralien interessierte Naturforscher, die ihren Weg in die Gegend fanden, um dort von den beiden THOMAS (Pierre und Abraham) auf alpinen, floristischen Exkursionen angeleitet zu werden.
(Sie sammelten Pflanzen zur Bestimmung durch Wissenschafter, betrieben später damit einen florierenden Handel und zeichneten sich als gewiefte Berg- und Naturführer aus: Les Dévens und Umgebung wurde zum Kompetenz-Zentrum für floristische und touristische Exkursionen.)
Einer der ersten, die in der Region zum Botanisieren auftauchten, war der 25-jährige, ungestüme Schotte Thomas Blaikie (1751-1838), der später zum renommierten Gartenarchitekten in Frankreich werden sollte. Aus seinen Tagebuchnotizen wissen wir, dass er einerseits unglaubliche Exkursionen mit Abraham Thomas unternahm, andrerseits aber auch mit dem betagten (80-jährigen, wie er meint), aber immer noch rüstigen Pierre Thomas unterwegs war. Im Mai 1775 hatte Blaikie auf seiner Exkursion in die Schweiz als erstes die Stadt Genf erreicht, wo er zufällig auf den 22jährigen Henri-Albert Gosse (1753-1816) stiess, der später (1815) auf seinem Landgut die Gründung der Schweizerischen Naturforschen Gesellschaft (heute Akademie der Naturwissenschaften Schweiz) initiierte. Gosse machte Blaikie mit dem damals noch jungen 'Naturphilosophen und Bergsteiger' Horace Bénédict de Saussure (1740-1799) bekannt.
Ein Zeitzeugnis ganz besonderer Art besitzen wir dank Laurent Joseph Murith (1742–1816), Prior des Hospizes auf dem Grossen Sankt Bernhard. Murith war ein Universalgelehrter und erforschte unter anderem die Walliser Flora aufs Intensivste, wobei er mit den Gliedern der THOMAS-Familie zusammenspannte. Empfehlenswert ist seine Schrift Le Guide du Botaniste qui Voyage dans le Valais (1810), die den Briefwechsel zwischen Abraham THOMAS und dem Prior über die botanischen Funde wiedergibt. Gemäss den Ausführungen von Alexis Eugène Edmond Mouillefarine (1839–1909), Botaniker, hochangesehener Pariser Anwalt und Freund der Familie THOMAS, hatte Murith den Briefwechsel in eigener Regie 'erfunden'... Ein äusserst geschätzter Pflanzenexperte war, Daniel-Moïsé Favrod (1742-1783), Lehrer in Château-d'Oex, der trotz seiner Armut und seines kurzen Lebens internationale Anerkennung fand. Seine Flechtenfunde sind heute im J.E Smith Herbar der Linnean Society, London, aufbewahrt.
Im Gegensatz zu Favrod steht der Lausanner Naturwissenschafter und Agronomie-Experte Louis Reynier (1762-1824), der zusammen mit den THOMAS im Wallis botanisierte und nach einer eindrücklichen Karriere in fremden Diensten in seine Heimat zurückkehrte. Seinen Lebenslauf finden wir im HLS. Als letzter prominenter, ausländischer Besucher sei hier William Jackson Hooker (1758-1865), britischer Botaniker und erster Direktor des Royal Botanical Garden in Kew (1841), erwähnt. Er reiste 1814, also ganz zu Beginn der 'Ära Charpentier' in die Region. Jedoch galt sein Interesse ganz den Pflanzen und er engagierte Pierre-Philippe-Louis THOMAS (1782-1831), Sohn von Abraham THOMAS, als seinen Führer, der ihn später auch mit Pflanzen aus Sardinien belieferte. Hooker an Henry Fox Talbot (1800-1877) am 25.2.1823: "The Thomas, who accompanied me through a very large portion of Switzerland, is Phillip, and I consider him as an excellent and very honorable fellow, well acquainted with the botany of the whole country.... Thomas intended visiting some islands of the mediterranean."
b) Die Académie in der Zeit de Charpentiers
Im Jahre 1813 entwickelte sich die Académie in Les Dévens mit der Wahl von Jean de Charpentier als Direktor der Salinen zum Hotspot für Geologen aus aller Welt.
Dieser hauste vorerst in Provisorien. Doch baute der junge Kanton Waadt zwischen 1825 und 1827 für den deutschen Geologen ein Direktionshaus, La Maison du Directeur des Salines, das heute als Hotel La Maison du Directeur von den neuen Besitzern Jacqueline und Pierre gastfreundlich geführt wird. Zum Bau und zur Architektur auch dieses Gebäudes finden wir aufschlussreiche historische Angaben im bereits erwähnen Artikel von Paul Bissegger Fantômes de jardins botaniques et demeures de savants aux Dévens, à Bex : les naturalistes Thomas et de Charpentier.
Während der nächsten 30 Jahre gaben sich hier internationale Kapazitäten aus Wissenschaft, Literatur, Politik und Kirche die Klinke in die Hand; siehe auch Heinz Balmer 1969. Es ging nicht so sehr um die Botanik sondern um die Geschichte der Gletscher, die im Folgenden mit wenigen Beispielen erläutert wird:
Das Phänomen der erratischen Blöcke
war 'Stein des Anstosses' für die Eiszeit-Theorie, die in diesem Haus und seiner nahen Umgebung propagiert wurde und heute noch gültig ist. Die Frage "Wie kamen diese riesigen Felsbrocken dahin, wo sie heute noch sind?" trieb die Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts um, wobei die Bibel mit ihrer Sintflut (Deluge, Diluvium) als Ausgangspunkt diente. So ging es darum, jene biblische Katastrophe – woran auch Haller glaubte – anhand von Naturgesetzen zu erklären. Horace Bénédict de Saussure (1740–1799) lieferte hierzu die Stossflut-Theorie, in welcher die Felsbrocken als Folge einer enormen Flut (oder Hochwassers; crue) verfrachtet wurden. Jene wurde durch heisse Gase verursacht, die das Aufbrechen von Seen oder das Durchschmelzen von Gletschern bewirkten. Ein unbeirrbarer Anhänger dieser Theorie war Leopold von Buch (1774–1853), der Charpentier von seiner Studienzeit her gekannt haben muss. Obschon er mehrmals und auch für längere Zeit und zusammen mit Louis Agassiz (1807-1873) bei Charpentier in Les Dévens weilte, wo auf gemeinsamen Exkursionen die Geologie erforscht wurde, hielt von Buch bis zu seinem Tod stur an seiner bald einmal überholten Theorie fest, was in Deutschland wegen seines grossen Ansehens lange die neuen Erkenntnisse der Eiszeitforschung blockierte. Nichtsdestotrotz bezeichnete Alexander von Humboldt diesen Forscher, der auf vielen Gebieten der Geologie Herausragendes geleistet hatte, als den „größten Geognosten unserer Zeit“ (Seibold und Seibold 2003).
Im Folgenden wird ein stark vereinfachtes Bild der Entdeckungen gezeichnet, das national geprägt ist, aber den Hotelgast mit den lokalen Begebenheiten bekannt machen soll. Die differenzierte Einordnung der damaligen Errungenschaften wird in der umfassenden Studie von Tobias Krüger präsentiert. Der gleiche Autor skizziert in einem Kapitel die tragische Rolle de Charpentiers in der Eiszeitforschung, die nicht zuletzt auf Louis Agassiz' krankhaftem Ehrgeiz fusst, dem er seine besten Freundschaften opferte, indem er gemeinsame Entdeckungen als seine eigenen publizierte. Diese Geringschätzung des Gegenübers war wohl die Grundlage seines Rassismus, dem Agassiz in der Neuen Welt verfallen war.
'Swiss Ice Age Theory'
Sie hat ihr frühes Fundament in den Beobachtungen des Gämsenjägers Jean-Pierre Perraudin (1767-1858) im Val de Bagnes. Kein Geringerer als François-Alphonse Forel (1841-1912) hat darüber unter Verwendung alter Quellen im Jahre 1899 zusammenfassend berichtet:
"Die Beobachtungen eines Bauern von Lourtier. – Nachdem ich schon seit langem die auf den frei daliegenden Felsbrocken sichtbaren Markierungen und Striemen, die sich kaum zersetzen (und alle nach dem Tal ausgerichtet sind), beobachtet und intensiv darüber nachgedacht hatte, kam ich, indem ich mich den Gletschern näherte, zur Auffassung, dass diese durch den Druck oder das Gewicht dieser Eismassen zustande kamen und mindestens bis Champsec zu finden waren. Dies lässt mich glauben, dass sogar die grosse Masse der Gletscher das ganze Tal von Bagnes gefüllt hatte, und ich bin bereit, dies den Neugierigen zu bezeugen, indem ich die besagten Spuren mit jenen vergleiche, die die Gletscher heute offen gelegt haben.
Der Beobachter Jean-Pierre Perraudin."
Die Linie der Erkenntnis führte angeblich von Jean-Pierre Perraudin (1767-1858) über Ignaz Venetz (1788-1859) zu Jean de Charpentier (1786-1855) und schliesslich zum jungen Louis Agassiz (1807-1873), die alle vorerst Perraudins Erklärungen anzweifelten, um hernach zu überzeugten Verfechtern der Gletschertheorie zu werden. Louis Agassiz assimilierte und ergänzte die Gedanken in meisterhafter Art und verhalf ihnen international zum 'literarisch-wissenschaftlichen Durchbruch', indem er sie unverzüglich und verständlich unter seinem Namen publizierte.
Der Schauplatz oder das Zentrum des 'Think Tank' war der Salon des Gastgebers Jean de Charpentier, wo sich die Kontrahenten bei Wein im Schein des Kaminfeuers am 'runden Tisch' bis zum Tagesanbruch mit den Pros und Kontras auseinander setzten. Die Spuren der Erdgeschichte wurden in Exkursionen vor Ort gesichtet und untersucht. Die Gäste waren in der nahen Abtei von Salaz untergebracht, wo sich die Mönche über das Gebaren der entrückten Wissenschafter wunderten.
Wir greifen hier das Treffen im Jahre 1836 auf, an welchem Agassiz vom Saulus zum Paulus wurde, war er doch bis anhin ein Anhänger von Lyells Theorie. Sir Charles Lyell (1797-1875), Rechtsanwalt und Quereinsteiger, war ein typischer Schotte, der auf der Hochzeitsreise seine Kollegen der Geologie in Europa der Reihe nach heimgesucht und im Jahre 1832 auch die Gastfreundschaft von Charpentier beansprucht hatte!
Teilnehmer der Runde waren – nebst Charpentier, Venetz, Agassiz und natürlich Emmanuel Thomas –, der spätere Kurarzt im Bezirk Bex, Dr. Hermann Lebert (1813-1878), ein deutschstämmiger, an den Naturwissenschaften höchst Interessierter Pathologe, der 1841 Bürger von Bex wurde und seine Studien und Lehrtätigkeit an den Universitäten von Paris, Zürich und Breslau betrieb (Pickel et al. 2009).
Auch ein Trio der Univerität Zürich sass am Tisch: Albert Mousson (1805-1890), Arnold Escher von der Linth (1807-1872) und Oswald Heer (1809-1883). Mousson war der erste Physik-Professor der Universität Zürich (UZH), der zudem ein eifriger Kenner und Sammler von Mollusken der Schweiz und aus aller Welt war, was ihn mit de Charpentier besonders verband. Arnold Escher, ein lebenslanger Freund von Agassiz, war zu jener Zeit Privatdozent für Geologie an der UZH, während Heer a.o. Professor für Botanik und Entomologie war.
Charles Lardy (1780-1858), der de Charpentiers Anstellung vermittelt hatte, war wie dieser an der Bergakademie Freiberg ein Schüler Abraham Gottlob Werners (1749-1817).
Und last but not least war Karl Friedrich Schimper (1803-1867) am Tisch, der alle Anwesenden an Genialität überragte und dessen Input gleich wie jener de Charpentiers von Louis Agassiz zu einem grossen Teil ausgetrickst wurde.
Mit dem Tod dieses berühmten Gletscherforschers (1855) und des letzten bedeutenden Sprosses der Familie Thomas, Emmanuel (1859), stirbt auch die ‘Académie’.
Doch sie hinterlässt Spuren, denn ins Maison Rouge zieht 1858 die Familie Pittier mit ihrem einjährigen Henri Pittier (1857-1950) ein, denn Jean-François Pittier (1831-1914) wird als Zimmermann bei den Salinen angestellt. Jean-Louis Thomas lebt mit seiner Familie vis-à-vis; die etwas älteren Nachbarskinder Marie (1860) und François (1862) sind Henris Spielgefährten. Dieser, schon früh mit einem ungestillten Drang ausgestattet, die Natur zu erforschen, bewundert die Relikte der Thomas’schen Sammlung und legt schon als Kind seine eigene im Geheimen an. Er trägt den Geist der ‘Académie’ über den Atlantik und wird zum bedeutenden Erforscher der Neuwelt-Tropen, dem ‘Humboldt der Schweiz’.
Zusätzlich verwendete Literatur
Rudwick MJS (2008) Worlds Before Adam - The Reconstruction of Geohistory in the Age of Reform. The University Chicago Press, Chicago, 614p.
Taylor P (2001) Thomas Blaikie – The 'Capability' Brown of France. Tuckwell Press, East Linton
Cosandey F (1942) Les Naturalistes Thomas et leurs amis. Revue historique vaudoise 50/4, 121-150 Fuchs HP (1988) Histoire de la botanique en Valais: I. 1539–1900. Bull. Murithienne 106, 119-168 Krüger T (2013) Discovering the Ice Ages. International Reception and Consequences for a Historical Understanding of Climate. Translated by Ann M. Hentschel. Brill, Leiden.